Geschichte
VON LEGENDEN ZUR HERRSCHAFT PISAS
Denkt man an die Vergangenheit Elbas, denkt man vor allem an die Zeit des Exils von Napoleon. Obwohl Napoleon nur 10 Monate auf Elba verbrachte, rückte Elba in dieser Zeit in den Mittelpunkt des Interesses der Weltöffentlichkeit. Dennoch hat Elba eine eigene, noch dazu sehr bewegte Geschichte.
Erste Erwähnungen Elbas findet man im Reich der Legenden. So landeten die Argonauten mit dem Helden Jason auf Aethalia, wie man Elba damals bezeichnete. Sie fanden einen vorzüglichen Hafen, den Sie nach ihrem Schiff "Argon" (heute Portoferraio) benannten und blieben, bis die angefallenen Schiffsreparaturen abgeschlossen waren. Die Fährgesellschaft Toremar hat einige Ihrer Fähren nach den antiken Namen der Inseln des toskanischen Archipels benannt. So findet man neben einer "Aethalia", auch eine "Planasia" (Pianosa), eine "Oglasa" (Montechristo) und eine "Marmorica" (Gorgona). Nach Virgil soll sogar ein Kontingent von 300 "ilvatischen" Kriegern am Kampf um Troja teilgenommen haben.
Es waren vor allen Dingen zwei Faktoren, die Elba attraktiv machten: Die günstige strategische Lage und die großen Mineralvorkommen. Die Etrusker waren die ersten Herrscher, die die Eisenvorkommen auf der Insel abbauten, große Teile des Mittelmeerraumes damit belieferten und dadurch zu Wohlstand kamen. Häufige Überfälle von Piraten störten allerdings die Ordnung. Die Etrusker gerieten durch das Erstarken der Gallier im Norden und der Latiner im Süden enorm unter Druck.
Das Zusammenschmelzen des etruskischen Reichs bewirkte eine Verstärkung der Ansiedlung und der Verteidigungsanlagen auf Elba. Trotzdem zerfiel das Reich nach der vernichtenden Seeschlacht von 474.
Die neuen Herren Elbas, oder viel mehr "Ilvas", wie Sie die Insel nannten, waren die Römer. Über den Eisenerzabbau hinaus, entdeckten sie die heilende Wirkung des Schlamms in den Termen von S. Giovanni, bauten Granit ab und fingen auch an, regen Handel mit elbanischen Weinen zu treiben. Plinius der Ältere bezeichnete die Insel sicher nicht grundlos als "die Insel des guten Weines."
Der Römerherrschaft folgte im 11. Jahrhundert die der Pisaner, die ebenfalls das Eisen und Granit zu schätzen wussten. Ein großer Teil der Säulen auf der Piazza dei Miracoli in Pisa sind elbanischen Ursprungs. Die Geißel der Piraterie hatte Elba aber auch in dieser Zeit fest im Griff. Einer der gefürchtetsten unter Ihnen war Mughedin, aus Zeitberichten auch als Musetto oder Muscetto bekannt.Die Pisaner versuchten der Gefahr durch den Ausbau der Verteidigungsanlagen und dem Errichten eines Systems von Meldetürmen Herr zu werden. Aber erst ein Zusammenschluss mit dem Rivalen Genua erbrachte nach einigen Fehlversuchen das gewünschte Ergebnis: Musetto wurde in Bona in Algerien gefangen genommen und im hohen Alter von 80 Jahren hingerichtet. In der folgenden Ruhephase vollendete Pisa die Befestigungsarbeiten. Es entstanden unter anderem die "Fortezza" in Marciana, der "Maniero" von Volterraio und der Wachturm "La Torre di San Giovanni in Campo". Doch der Friede währte nur kurz. Schnell flammte die alte Rivalität mit Genua wieder auf und fand Ihren Höhepunkt 1284 in der Seeschlacht von Meloria, in der die Pisaner unterlagen. Diese Niederlage war ein Wendepunkt für die Geschichte Pisas. Man verlor nicht nur wertvolle Kriegsschiffe, sondern auch enorm an Prestige. 1299 unterzeichnete Pisa, mangels Alternativen, ein Friedensabkommen mit Genua.
DIE FAMILIEN APPIANI UND MEDICI
Die Schwäche Pisas ausnutzend, sicherte sich Gherardo Appiani das Gebiet um Piombino mit den Inseln Elba, Montechristo und Pianosa. Im frühen 15. Jahrhundert verstarb Gherardo und sein damals noch minderjähriger Sohn und Nachfolger Jacopo kam ebenfalls in jungen Jahren ums Leben. Die Macht wanderte zum Schwiegersohn Jacopos: Ronaldo Orsini. Er stattete Elba mit Streitkräften aus und ermahnte die Bevölkerung sich für den Verteidigungsfall bereitzuhalten. 1442 sollten diese Maßnahmen einen Sinn bekommen. Eine große Zahl sarazenischer Schiffe fiel über Elba her. Der überlebende Teil der Bevölkerung verschanzte sich in Volterraio. Aber erst als die Wetterlage die sarazenische Flotte zerstreut, gelingt es Hilfstruppen in einem Massaker Elba zu befreien. Dank der Herrschaft der Appiani gab es endlich eine Stabilität der Machtverhältnisse. Trotz geschickten Taktierens und einer möglichst neutralen Politik von Jacopo IV., streckte Cesare Borgia, Herzog von Valencia, 1502 seine Hand nach dem kleinen Staat aus. Aber schon 1503 rebellierte das Volk, und Jacopo konnte mit dem Wohlwollen der Florentiner in sein Reich zurückkehren. Seewärts schützte ein Bündnis mit Neapel das Reich der Appiani vor Genua. 1551 verstarb Jacopo IV. und es folgte die Zeit des Jacopo V. Neben einem ereignisreichen Weltgeschehen, kam es auch in der Nähe der Appiani zu Veränderungen. Die Republik von Florenz brach zusammen, und es begann dort die Herrschaft der Medici. 1534 befand sich die Region des Tyrrhenischen Meeres in Alarmzustand, denn der türkische Pirat Khayr al-Din, oder besser bekannt als Barbarossa (Rotbart), trieb hier sein Unwesen. Elba wurde zweimal, 1534 und 10 Jahre später, 1544, von ihm heimgesucht. Der erste Überfall ereignete sich in der Gegend von Rio. Die Bevölkerung war jedoch nicht in der Lage, der türkischen Übermacht Widerstand zu leisten. Der zweite Überfall sollte die Herausgabe eines türkischen Kindes - Sohn eines hohen Offiziers der Flotte des Sultans, der von den Appiani gefangen gehalten wurde - erzwingen. Barbarossa landete in Ferraria (Portoferraio) und marschierte durch bis Capoliveri. Nur Volterraio konnte gehalten werden. Aufgeschreckt durch den Geschützlärm fügte sich Jacopo den Forderungen des Piraten und lieferte das Kind aus. Kurz darauf segnete Jacopo das Zeitliche und hinterließ als Nachfolger ein Kind.Auf diese Gelegenheit hatte Cosimo de Medici nur gewartet.
Für die Gewährung eines Darlehens von zweihunderttausend Scudi wurde Cosimo von Karl V. das Herrschaftsgebiet der Appiani übertragen. 1548 begann Cosimo I. die Festungen in Ferraria zu bauen. Es entstanden die Befestigungsringe von Falcone, Stella und Linguella. Zu der Zeit sicher ein militärisches Meisterwerk und seiner Aufgabe der Verteidigung, wie sich noch zeigen sollte, mehr als gewachsen. Cosimo ließ Ferraria wegen der gelungenen Architektur seiner Bauwerke in "Cosmopoli" umbenennen. Auf Grund der Intervention des jungen Appiani, der sich direkt an Karl V. wandte, musste Cosimo den kleinen Staat allerdings wieder zurückgeben; darf Elba aber, wegen seiner regen Bautätigkeit dort, behalten. Um sich aber auch weiterhin die Freundschaft der Medici zu sichern, wird Cosimo 1552 von Karl V. als kaiserlicher Statthalter ein weiteres Mal die Macht über Piombino verliehen.1553 wird Elba wieder dem Angriff eines türkischen Piraten ausgesetzt. Diesmal ist es Dragut, der, mit Unterstützung französischer Schiffe, in Longone vor Anker geht. Seine Truppen überrennen die Insel förmlich. Nur Cosmopoli hält der Invasion stand und kann dem Feind sogar empfindliche Verluste zufügen. Dragut verzichtet auf einen Angriff auf Cosmopoli. Er wendet sich stattdessen Korsika zu, das er auch einnimmt. 1555 kehrt Dragut, diesmal ohne die Franzosen, nach Longone zurück. Die Elbaner verschanzen sich ausnahmslos in Cosmopoli, das wieder einmal Schutz vor den Piraten bietet. 1557 finden Verhandlungen mit dem Botschafter von Philipp II. und Cosimo I. statt. Gegenstand der Unterhandlungen sind auch die Besitzverhältnisse auf Elba. Sie enden damit, dass Cosimo Cosmopoli und eine Zone von zwei Meilen um die Stadt herum behält, während der Rest Elbas und der piombinische Staat wieder der Familie Appiani zugeteilt werden.
ELBA BIS ZUR NEUZEIT
1603 ließ Philipp III. mit dem Bau der Festung "San Giacomo" in Porto Longone beginnen. Dieser Vorstoß Spaniens rief Empörung unter den regionalen Herrschern hervor, die jedoch von höherer, mächtigerer Stelle nicht erhört wurde. Es gab nun drei Herren auf Elba: Die Medici in Cosmopoli, die Spanier in Porto Longone und die Appiani. Durch Unklarheiten bei der Bestimmung der Erbfolge der Appiani, sorgte Ferdinand II. von Habsburg dafür, dass der piombinische Staat, auf Grund des Fehlens eines rechtmäßigen Erben, ganz an Spanien ging. Elba wurde in der Folgezeit durch diplomatische Wirren hin- und hergereicht. Porto Longone und Piombino blieben aber in spanischer Hand. Bis zum 31. Oktober 1641. Ein großes Kontingent französischer Streitkräfte hatte Porto Longone wegen fehlenden Nachschubs zur Aufgabe zwingen können. Piombino wurde ebenfalls französisch. Dies konnte sich Spanien nicht bieten lassen und Philipp IV. schickte seinen Sohn Don Juan aus, um die Provinzen zurückzuerobern. Nachdem dies gelungen war, wurde das Gebiet Fürst Nicoló Ludovisi übereignet.
Am 8. Januar 1708 landeten österreichische Truppen in der Nähe Rios. Die spanischen Soldaten und die Bevölkerung verschanzten sich. Erst durch Vorlage eines Beglaubigungsschreibens der Fürstin Ludovisi, die die Landung genehmigte, wurden die Festungen freigegeben. Nur Longone, unter dem spanischen General Pinel, widersetzte sich. Es gelang ihm sogar, die österreichischen Truppen, die General Valles unterstanden, in einen Hinterhalt zu locken und derart zu dezimieren, dass Valles den Rückzug antreten musste. Pinel, der der elbanischen Bevölkerung die Duldung des Feindes vorwarf, zerstörte zahlreiche Befestigungsanlagen. Erst als die Proteste der Einheimischen in Madrid Gehör fanden und zur Absetzung des Generals führten, hatten die Repressalien ein Ende. 1759 verzichtete die spanische Krone auf die Oberherrschaft von Porto Longone und den Garnisonsstützpunkten.1796 begann sogar eine Phase unter britischen Truppen, die jedoch nur kurz währte und auf politischen Druck, um den Status der Neutralität zurück zu erlangen, 1797 beendet wurde. 1799 wurde Elba, im Rahmen des Übergangs der Toskana von der monarchischen zur republikanischen Regierungsform, von den Franzosen annektiert. Der Widerstand der Bevölkerung und der von neapolitanischen Soldaten gehaltenen Festung von Longone bereitete den Franzosen allerdings einige Schwierigkeiten, zumal die Nachschubwege von in der Straße von Piombino patrouillierenden Engländern gestört wurden.
Unter dem Druck der Rebellen und der Neapolitaner musste die Festung von Portoferraio nach langer Belagerung von den Franzosen aufgegeben werden. Nach dem Einzug der Sieger wurde in Falcone die toskanische und in Stella die neapolitanische Flagge gehisst. Durch den Friedensvertrag von Luneville 1801 wurde Elba wieder der französischen Flagge zugeteilt. Nur der Befehlshaber von Portoferraio Fixon weigerte sich die Stadt Frankreich zu übergeben. Er hoffte auf die Unterstützung der Engländer, die er auch tatsächlich erhielt. Bei der entscheidenden Schlacht in der Ebene von San Giovanni trugen allerdings die Franzosen den Sieg davon. England zog sich zurück und Gouverneur Fixon blieb wieder auf sich allein gestellt. Der Friedensschluss zwischen England und Frankreich führte dann dazu, dass Elba wieder in französische Hand fallen sollte. Im Juni 1802 zogen sich die Aufständischen unter Fixon endgültig auf das Festland zurück.Nachdem Napoleon abdanken musste, gelangte er am 3.Mai 1814 an Bord einer englischen Fregatte nach Portoferraio. In der Zeit seines kurzen, zehn monatigen langen Exils auf Elba, tat Napoleon viel für die Insel. Er baute die Straßen aus, kurbelte den Abbau in den Minen an, förderte die Landwirtschaft (er führte Nutzpflanzen wie Kartoffeln und Oliven ein und machte den Weinanbau wettbewerbsfähig) und den Fischfang. Dies alles sicherte ihm die Loyalität der Elbaner. Heute gehören seine beiden Residenzen zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Elbas. Bis zur Einigung Italiens 1860 gehörte Elba dann dem Großherzogtum der Toskana an.Villa Napoleonica di San Martino Der Bau des ersten großen Eisenhüttenwerks Italiens Ende des 19. Jahrhunderts veränderte das Gesicht Elbas und gab über 2000 Menschen Arbeit. Der Abbau dieses Werks nach dem zweiten Weltkrieg nahm einem Großteil der Bevölkerung die Existenzquelle. Erst der Tourismus brachte den Wohlstand auf die Insel zurück.